Ich fing nachdenklich das Handtuch von Z auf und versteckte kurz mein Gesicht darin. Ja er hatte ja recht! Als ich Z wieder ansah und minen Schweiß abwischte, legte ich meine Ellenbogen auf meine Knie und hielt das Handtuch in meiner Hand. Ich nickte Z zu. "Ja ich weiß, jeder unserer Brüder packt mit an und bildet die Rekruten aus. Und das ist ja unsere Aufgabe, ihnen bei zu stehen. Der Krieg geht weiter und hat kein Ende. Ich will auch keinen mehr verliehren. Keinen!" Ich machte eine kurze Pause. "Und dann ist da ja noch meine Aufgabe als Primal" Gerade jetzt vermisste ich Cormia wieder sehr. Errfürchtig nickte ich Z zu. "Ich werde mich später auf den Weg, bzw. auf die suche nach Cormia machen. Und schauen wie es den anderen Auserwählten geht." Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst. Doch manchmal war mir noch sehr unwohl, wenn ich die anderen Auserwählten besuchen muss. Mein Herz und meine Gedanken waren immer bei meiner Shellan.

Mit einem zwinkern und einem lächeln auf den Lippen nickte ich Z zu. Dafür liebte ich ihn, um seine lockere Art zu reden, mich an meine Aufgaben zu erinnern, einfach alles an Z. Und ich liebe es mit ihm verbal einen Ringkampf zu veranstalten, wer von uns beiden der hübschere ist.Auf Z Aussage schnaubte ich nur und belächelte seine Aussage. "Zum Glück hab ich andere Qualitäten!" Ich zwinkerte nochmal frech. "Wir ergänzen uns benen gut" Ich strich mit mit meinen Finger wie ein Kamm durch meine Mähne und strützte mich mit meinen Händen auf meinen Beinen ab. "So genug mit dem gefühlskram, ich bekomm so langsam hunger, du nicht auch? Und was das Training betrifft, ich stehe immer zur Verfügung, das weißt du. Wenn es los geht, ruf ganz laut." Mein nächster Weg wird zu Cormia sein. Und ich bin gespannt was die Jungfrau der Schrift noch mit mir vor hat. Sie wird wollen, das ich meinen Aufgaben als Primal nachgehe. Daran wollte ich jetzt aber erstmal nicht denken.
"Wie sieht es aus, Küche?" Ich machte eine Kopfbewegung und bemerkte das sich schon ein Loch in meinem Magen breit machte.

Erstaunt, dass noch niemand hier war, betrat Ray den Trainingsraum. War sie vielleicht zu früh dran? Möglich war es ja, oder aber die Doggen waren noch dabei alle anderen Rekruten einzusammeln. Nun ja...früher oder später würde der eine oder der andre schon auftauchen. Sie tauschte ihre Straßenschuhe mit ihren Trainingsschuhen und begann ihr Aufwärmprogramm mit Dehnen und Stretchen der Gliedmaßen. Was auch immer heute auf dem Programm stand, sie wollte nicht unvorbereitet sein. Zwischendurch stellte sie ihre Lieblingsmusik auf ihrem Handy ein, jedoch in einer Lautstärke, die niemand stören würde.

Au Weia...Zsadist war sauer. Und das war noch harmlos ausgedrückt. Gegen Zsadist wirkte eine Atombombe noch wie die Nette Oma von Nebenan...okay...tief durch atmen, Haltung annehmen und keine unnötigen Wiederworte. Zumindest war das Plan A. Plan B würde optional laufen...oder in der Kategorie "irgendwie" und "überleben".

"Ich weiß nicht, wo die anderen sind, Sir." Kurz schielte sie auf die Uhr. Eigentlich war die Startzeit doch allen klar gewesen, oder nicht? Ausnahmen gab es ihres Wissens nach nicht, es sei denn man war so schwer verletzt, dass man ein Date mit dem Sensenmann hatte oder sich gerade vom Arzt zusammen flicken lassen musste.
Sie unterließ ihr Dehnungsprogramm und stellte das Handy komplett aus. Auf keinen Fall wollte sie ins Visier von Zsadist geraten und seine schlechte Laune noch weiter schüren.
Schweigend beobachtete sie ihn, wie er seine Sachen am Sandsack aufstellte und sich dann gegen die Wand lehnte. Oh man...das würde eine mörderische Nacht werden, wenn nicht sogar höllisch. Aber okay...Augen zu und durch. "Sir, darf ich mich weiter warm laufen?" fragte sie vorsichtig.

Okay. "Scheisse drauf" war noch die kleine Schwester von "Richtig Übel Scheisse drauf." Ohne viele Worte zu verlieren führte Ray ihr Aufwärmprogramm weiter fort, während er mit seinen Gelenken knackte und seinen Apfel verspeiste.Immer wieder legte sie scharfe Sprints ein. Das, was ihr an der körperlichen Masse fehlte, das konnte sie durch Schnelligkeit und Gelenkigkeit wieder wett machen.
Kaum fertig mit ihrem Aufwärmprogramm blieb sie vor ihm stehen, hielt aber Abstand zu ihm. Fragen stellte sie keine. Wahrscheinlich wäre eh gerade jedes Wort zuviel und sie wollte ihm auch keine Gelegenheit geben seine Wut an ihr auszulassen. "Aufwärmprogramm fertig, Sir."

"Verstanden." war Rays einzige Antwort auf die Anweisung von Z, bevor sie sich an den Sandsack begab. Kurz fixierte sie den Sandsack, um eine optische Vorstellung zu haben. Die optische Vorstellung half ihr am besten, um einzuschätzen, wie hoch sie versuchen konnte die hohen Tritte anzusetzen. Früher hatten immer ihre Brüder als Sandsäcke herhalten müssen, aber...nein. Zähneknirschend nahm sie Position ein und begann wie von Z gefordert die Tritte und Schläge anzusetzen. Klar, sie würde nie an die Kraft eines männlichen Kollegen heran kommen, aber sie konnte immerhin versuchen so viel Schaden wie nur möglich anzurichten.
Konzentriert blendete sie ihre Umgebung aus. Der Sandsack war ihr Feind, die hohen Tritte würden dazu dienen die Schulter aus dem Gelenk zu brechen oder zumindest den Oberarm einer heftigen Fraktur zu unterziehen. Und mit den Armen...nun sie war keine Boxerin, aber sie lernte aus den Beobachtungen. Gezielt setzte sie auch die Schläge. Aus ihren Medizinbüchern wusste sie, dass ein effektiver Schlag an der Aorta einen effektiven Tod bringen konnte, wenn die Sauerstoffzufuhr unterbrochen wurde. Konzentriert arbeitete sie weiter. Nur kurz wischte sie sich die Schweissperlen aus dem Gesicht, ehe sie weiter machte. Aufgeben? Kam nicht in Frage.

Scheisse, das würde ein Höllentrip werden. Verärgert über das weg bleiben der anderen knischte sie mit den Zähnen. Aber schweigend tat sie das, was er von ihr verlangte. Sie stellte sich an die Gewichte und biss sich kurz auf die Lippen. Zögern gab es nicht, der Feind würde jede fehlende Sekunde ausnutzen und dann würde es eng für sie werden. Noch immer Zähne knirschend kämpfte sie mit den Gewichten, aber klagen würde sie nicht. Klein bei geben exisiterte nicht und niemand würde ihr auch eine zweite Chance geben. Im Kampf nicht, im Job nicht und wenn sie tot war, erst Recht nicht.
Die Liegestütze fielen dagegen schon ein wenig leichter, aber sie merkte auch das brennen in den Muskeln. Innerlich schimpfte sie Zsadist einen herzlosen Schinderhannes, aber sie hütete sich dies laut auszusprechen. Und nun auch Gewichtsmanschetten...na großartig....erneut knirschte sie mit den Zähnen, gab aber keine Ton von sich. So schnel l wie die Gewichte es zu ließen begann sie mit dem sprinten.
Verfluchte Scheisse aber noch mal! Sie würde sich nie mit den verdammten Gewichten anfreunden können, sie fühlte sich durch das zusätzliche Gewicht eher behindert und das Gefühl hasste sie mehr als alles andere....

Beinahe hätte Ray einen bösen Kommentar geäußert, aber sie beherrschte sich gerade noch so. Ohne jeden Zweifel hätte Zsadist dann noch eine weitere Strafe gefunden, um sie noch mehr zu ärgern..ihre Wut auf die fehlenden Kameraden steigerte sich und sie blickte kurz auf die Uhr, um ihre Laufzeit fest zu stellen. Dass sie die Gewichte zwei Wochen lang tragen durfte, gefiel ihr nicht wirklich, aber hatte sie eine andere Wahl? Nein. In ihrem Kopf manifestierte sich bereits ein lockerer Laufplan,den sie in den freien Tagen befolgen würde.
Jeder einzelne Muskel beschwerte sich bereits über die Folter, aber sie durfte jetzt nicht aufgeben. "Verdammte Faultiere von Kameraden.." entfuhr es ihr dann doch. Sie war jetzt schon genervt und knirschte unentwegt mit den Zähnen. Das Krafttraining würde sie umbringen, aber es hatte ja durch aus seinen Grund. Also schweigen und weiter machen. Mit den Gewichten an Hand und Fußgelenken ging sie zum Wurfstand und ließ sich von Z mehrere Wurfmesser aushändigen. Die Messer lagen mehr oder weniger Gut in der Hand. Nicht perfekt für sie, aber als Trainingsmesser durchaus gut geeignet. Das werfen jedoch stellte sich mit den Gewichten als schwierig heraus. Nicht immer landete das Messer in der Mitte. Mental machte sich Ray eine Notiz, dass sie auch daran arbeiten würde.